Spuk

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Ein Spuk ist eine Bezeichnung für wissenschaftlich unerklärte, unheimliche Erscheinungen. Die Naturwissenschaft erklärt Spuk mit natürlichen Ursachen, als Illusion oder psychologischen Effekt. Nach Ansicht der Parapsychologie bleibt dagegen auch nach Anwendung aller natürlichen Erklärungen ein Rest unerklärlicher Phänomene, der als „sich wiederholende spontane Psychokinese“ (engl. „Recurrent Spontaneous Psychokinesis“, kurz RSPK) gedeutet wird.[1] Weiter verweisen Parapsychologen darauf, dass es gelegentlich gelungen sei, Spukphänomene durch Ton- und Bildträger zu objektivieren.[2]

Ferner sind Spukerscheinungen (zum Beispiel Gespenster) ein wissenschaftlicher Untersuchungsgegenstand der Volkskunde oder Kulturhistorik.

Inhaltsverzeichnis

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Wortherkunft

Das hochdeutsche Wort „Spuk“ wurde im 17. Jahrhundert aus gleichbedeutend niederdeutsch spōk bzw. spūk übernommen.[3] Die germanische Wurzel ist *spōk, von der auch dänisch spøg „Gespenst; Ulk“, und, über das Niederländische vermittelt, englisch spook „Gespenst, Spuk“ stammt. Zugrunde liegt vielleicht die indogermanische Wurzel *(s)peg-, *sp(h)eng- „strahlen“, zu der außergermanisch altpreußisch spanksti „Funke“, litauisch spingu „scheinen“, lettisch spigana „Drachen, Hexe“ und spiganis „Irrlicht“ gestellt werden können.[4] Eine Ableitung vom niederdeutschen Wort spōk bzw. spök ist auch das Substantiv Spökenkieker „Geistergucker, Hellseher“.[5]

Personen- und ortsgebundener Spuk

Die Parapsychologie unterscheidet personengebundenen und ortsgebundenen Spuk. Beim personengebundenen Spuk lässt sich eine – oft entweder pubertierende oder sterbende – Person als Agent der Spukphänomene vermuten. Der ortsgebundene Spuk ereignet sich, anscheinend ohne lebenden Agenten, über Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte immer an demselben Ort.[6] Ein Beispiel ist die in einigen Schlössern wiederholt beobachtete Weiße Frau.

Personengebundener Spuk mit seiner eher kurzen Dauer wird, vor allem wenn er physisch-akustischer Natur ist, auch als Poltergeist-Phänomen bezeichnet, während ortsgebundener Spuk, oft ohne persönlichen Bezug zu bzw. ohne direkte Kommunikation mit den Beobachtern, manchmal auch als Spuk im engeren Sinne verstanden wird.

Natürliche Erklärungsansätze

Physische Ursachen

Unheimliche Geräusche in Gebäuden werden oft z. B. durch Tiere wie Mäuse, Ratten oder Marder (z.B. im Dachstuhl), durch Windstöße oder auch durch Materialspannungen aufgrund temperatur- und feuchtebedingter Ausdehnungs- und Schrumpfungsvorgänge hervorgerufen.

Zufallende Türen und Fenster, hin- und herschwingende Gardinen und ähnliche Erscheinungen lassen sich in den meisten Fällen auf Luftströmungen aufgrund von Temperatur- oder Druckunterschieden zurückführen.

Psychogeographische Erklärung

Die psychogeographische Theorie beruht auf der Überzeugung, dass Spukhäuser und -schlösser oft eine „unheimliche“ Atmosphäre besitzen, die die Psyche und Wahrnehmung des Menschen beeinflussen. Ist man als Besucher eines solchen Ortes ohnehin angespannt, können physikalische Effekte wie ein kalter Luftzug, Magnetfelder oder Infraschall leicht Angstzustände auslösen. Dieser Erklärungsansatz wurde durch großangelegte wissenschaftliche Untersuchungen im Hampton Court Palace und im Edinburgh Castle unter Leitung des britischen Psychologen Richard Wiseman bekräftigt.

Täuschungen

Zahlreiche berichtete „Spukerscheinungen“ wie Poltergeister (siehe auch: Chopper) lassen sich auch auf von lebenden Menschen betrügerisch ausgeführte Manipulationen zurückführen. Darüber hinaus werden auch Lügengeschichten und Zeitungsenten als Quelle der Informationen über Spuk angenommen.

Übernatürliche Erklärungsansätze

In der Parapsychologie wurden folgende Theorien entwickelt, um diejenigen Spuk-Erscheinungen, die nach ihrer Ansicht nicht wissenschaftlich erklärbar sind, zu deuten:

Die animistische Theorie

Die animistische Theorie (von lat. anima „Seele“) erklärt Spukphänomene als von Lebenden paranormal verursacht. Dies soll auf viele Poltergeistphänomene zutreffen; bei ortsgebundenem und manchmal über Generationen beobachteten Spuk wie etwa die „Weiße Frau” in sogenannten Spukschlössern wird die animistische Deutung jedoch schwieriger.[7]

Der spiritistische Ansatz

Die spiritistische Theorie (von lat. spiritus „Geist“) geht davon aus, dass Spuk von unabhängigen Wesenheiten (Geistern) verursacht wird, konkret von Seelen Verstorbener, die noch immer auf Erden weilen und nicht bereit sind loszulassen bzw. zu sterben.[8]

Die Anhänger Jakob Lorbers vertreten diesen Standpunkt. Sie gehen davon aus, dass keine gläubige „Christenseele“, dagegen öfter „ungläubige Menschenseelen“ sich spukhaft nach ihrem leiblichen Tod an ihrem gewohnten Lebensort in was auch immer für einer Form „bemerkbar” machen.

Verselbständigte psychische Anteile

Die österreichische Psychologe Alfred Freiherr von Winterstein (1885–1958) ebenso wie Marie-Louise von Franz formulierten unabhängig voneinander die Theorie, dass Spukphänomene von autonom gewordenen psychischen Komplexen Verstorbener verursacht würden. Winterstein zog in einem Aufsatz nach Anführung einiger Fallbeispiele das Fazit: Die Spukphänomene mit ihrer monotonen, automatischen Wiederholung ein und derselben Handlung erwecken den Eindruck, dass es sich hierbei nicht um das Ueberleben der ganzen Psyche handelt, sondern nur eines autonom gewordenen Vorstellungskomplexes, einer fixen Idee, einer Zwangsvorstellung, die zur fortwährenden Abfuhr und Realisierung durch die Spukerscheinungen […] drängt.[9]

Ähnlich schrieb Marie-Louise von Franz, gestützt auf C. G. Jung: Spuk werde von verselbständigten Teilseelen bzw. abgespaltenen psychischen Komplexen Lebender oder Verstorbener verursacht, die sich halb intelligent, halb sinnlos oder störend verhielten.[10]

Gespeicherte psychische Eindrücke

Die englische Parapsychologin Eleanor Sidgwick vertrat die Ansicht, Gegenstände oder Häuser könnten seelische Energie aufnehmen und auf sensitive Menschen übertragen.[11] Leicht abweichend vermutete Professor Henry Habberly Price, emotionsgeladene seelische Eindrücke würden nicht in der Substanz von Gebäuden, sondern in einem „psychischen Äther” zwischen Geist und Materie gespeichert (englisch: Psychic-ether-hypothesis).[12] Die so gespeicherten Eindrücke könnten immer wieder wahrgenommen werden; so entstünde das typische Phänomen, dass viele Spukerscheinungen Krisenereignisse wiederholten. Die Naturwissenschaftlerin Fanny Moser erklärt die in manchen Spukfällen auftretenden sogenannten Mimikry-Geräusche – Geräusche, die die frühere Beschäftigung eines Verstorbenen nachahmen wie z. B. Schritte, Stühlerücken usw. – damit, dass Gebrauchsgegenstände psychische Energie aufnehmen könnten.[13] Hans Bender, Professor für Psychologie und Grenzgebiete der Psychologie in Freiburg, vertrat die Ansicht, heftige Emotionen könnten eine örtlich gebundene Atmosphäre verursachen, die unabhängig vom Menschen existiere und paranormale Ereignisse verursache oder begünstige.[14]

William G. Roll, Leiter der Psychical Research Foundation in Durham, North Carolina, erweiterte die Theorie gespeicherter psychischer Eindrücke zu einer Spektrumtheorie: Spuk könne zwar auf gedächtnisähnliche Spuren in der stofflichen Umgebung zurückgehen; daneben würden aber auch viele Spukphänomene vom Perzipienten (Wahrnehmenden) unbewusst selbst erzeugt, um emotionale Bedürfnisse zu befriedigen. Denn auch wenn Spuk manche Perzipienten in Angst versetze, seien viele Menschen mit ihren Spukerscheinungen glücklich. Daher gebe es ein Spektrum mit den paranormalen Eindrücken auf der einen und den Bedürfnissen des Perzipienten auf der anderen Seite.[15]