Die Sintflut


Gab es sie oder gab es sie nicht? Die größte Katastrophe, die je beschrieben wurde, war die Zerstörung der Welt durch eine gigantische Flutwelle. Einen der eindrucksvollsten Berichte über sie können wir im ersten Buch Mose (7, 10ff.) der Bibel lesen. Doch ist das Alte Testament keineswegs die einzige Überlieferung, die von einer solchen universalen Flut erzählt. Das sumerische Gilgamesch-Epos, die älteste schriftliche Großerzählung der Menschheit (1.800 v.Chr.), kannte bereits den Mythos von der gewaltigen Überschwemmung. Was sagen Wissenschaftler unserer Tage dazu? Ist es möglich , dass ganze Kontinente von einer großen Welle überflutet wurden? Existieren greifbare Fakten für ein solches Ereignis?

Die Strafe Gottes
So erstaunlich es klingt, der Sintflut-Mythos enthält einen realen Kern. Wissenschaftler sind sich einzig darüber uneinig, ob es eine globale Katastrophe oder ob es viele kleine Sintfluten gab. Die Bibel berichtet, dass „der Menschheit Bosheit groß war auf Erden“ und Gott „reute, dass er die Menschen gemacht hatte“. So beschloss er die Vernichtung des Menschengeschlechts. Nur einer, der rechtschaffende Noah, fand vor Gott Gnade. Er erhielt den Auftrag, von allen Tieren ein Paar in ein riesiges Schiff, die Arche, zu retten. Dann folgte das Katastrophenszenario: „[…] An diesem Tag brachen alle Brunnen der großen Tiefe auf und taten sich auf die Fenster des Himmels. Und ein Regen kam auf Erden vierzig Tage und vierzig Nächte […], Und die Wasser wuchsen und hoben die Arche auf und trugen sie empor über die Erde.“

Geologische Vernichtung
Was viele Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts als Märchen erschein, erhielt ab 1922 durch Ausgrabungen des englischen Archäologen Sir Leonard Woolley (1880-1960) eine erste konkrete Basis In der sumerischen Stadt Ur legte er Zivilisationsschichten frei, die durch Lehmbänder unterbrochen waren. Daraus schloss er, dass um 4.000 vor Chr. Eine ungeheure Flut über die Bewohner Mesopotamiens hereingebrochen sein musste. Nur wenige Menschen überlebten die Katastrophe, die diese Überflutung als Strafe Gottes für einen sündigen Lebenswandel sahen.
Allerdings wandten Kritiker der Sintflut-Theorie ein, dass die Schlammschicht nur in einem begrenzten Gebiet auftrat. Demnach müsste eine lokale Überschwemmung der reale Ausgangspunkt der Sintflut-Legende gewesen sein. Folgerichtig wären alle anderen Sintfluten gleichfalls örtliche Katastrophen gewesen. Genau dies bezweifeln Kulturgeschichtler, die den Sintflut-Mythos merkwürdigerweise weltweit in nahezu identischen Erzählungen antrafen.

Die Weltkatastrophe
In Indien wie in China, auf den pazifischen Inseln, in Australien, in Nord- und Südamerika , Germanien und Rom – überall kannten die Menschen die Legende von den verheerenden Wasserfluten. Der griechischen Überlieferung nach wollte Göttervater Zeus das „ruchlose Menschengeschlecht“ vertilgen und beschloss „unter Wolkengüssen die Sterblichen zu vernichten“. Regen und Meereswogen schufen Fluten, die durch Erdbeben unterstützt, ein Inferno über die Menschheit hereinbrechen ließen. In Persien berichtet das „Bundahishn“, das „Buch der Urschöpfung“, wie ein Stern in schrecklichem Glanz über der Erde aufstrahlte und Regenfluten die Erde ertränkten. Auch der älteste hinduistische Test, das Reg-Veda, kennt die Sintflut. Gleichfalls schildern alle Überlieferungen die Errettung mindestens eines Menschenpaares und etlicher Tiere in einer Arche. Selbst die Eskimo wissen von einer Arche, auf die sich Angehörige des Volkes der Tlingits retten konnten.

Aus den Tiefen des Alls
Interessant ist, wie etliche Mythen die genaueren Umstände ausführen. Im heiligen Buch der Quiché-Maya (Guatemala/Honduras), dem „Chilam Balam“, wird von einem feurigen Regen und fallender Asche kurz vor der Flutwelle berichtet. Diese Menschheitserinnerungen haben die beiden österreichischen Geowissenschaftler Prof Alexander und Dr. Edith Tollmann aus Wien untersucht. 1993 kamen sie in ihrem Buch „Und die Sintflut gab es doch“ zu dem Ergebnis, dass vor 9.600 Jahren ein riesiger Komet mit der Erde kollidiert sein muss. Die Gravitation der Sonne ließ ihn zuvor zerbersten, dann schlugen die Fragmente in die großen Weltmeere ein. Verschiedene Messungen, z.B. zum Anstieg von radioaktivem Kohlenstoff in der Atmosphäre oder Gesteinsveränderungen, bestätigen diese Auffassung. Mehrere Sintflutberichte geben exakte Angaben über die Himmelsrichtung (Südost) des Kometen und benennen den Herbst als Jahreszeit des Einschlags Die Chipewyan-Indianer im Nordwesten Kanadas erwähnen sogar ausdrücklich den Monat September. Das stimmt verblüffend mit einem babylonischen Text überein, der noch exakter den 14. September als Tag der Katastrophe nennt.

Todesfluten über der Erde
Nun wird auch die biblische Passage klarer, die von aufbrechenden „Quellen der Tiefe“ berichtet, denn vor 10.000 Jahren waren durch die Eiszeit noch große Mengen Wasser im Boden gebunden. Durch die Schockwelle des Einschlags, die um den ganzen Planeten raste, wurde es in Fontänen nach oben gedrückt. Dann tobte eine gewaltige Springflut über die Erde. So bestätigt sich eine uralte Menschheitserinnerung und die Bibel, deren historische Beweiskraft sehr oft angezweifelt wird, hat in diesem Fall wohl recht.