Steinkugeln von Costa Rica

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Steinkugel im Hof des Nationalmuseums von Costa Rica

Die mehr als 300 Steinkugeln von Costa Rica bestehen meist aus Gabbro, einem Tiefengestein ähnlich Granit, etwa jeweils ein Dutzend hingegen sind aus Muschelkalk und Sandstein. Zwischen einigen Zentimetern und mehr als zwei Metern im Durchmesser, wiegen die schwersten 15 Tonnen.[Grundlage 1]

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Fundorte und Alter

Es gibt viele Fundorte, die meisten im Diquis Delta und auf der Insel Isla del Caño, weitere am Río Terraba und bei Golfito; alle genannten in der Provinz Puntarenas, die den südlichen und mittleren Teil der Pazifikseite Costa Ricas einnimmt. Aber auch 300 km weiter nördlich in Papagayo auf der Halbinsel Nicoya in der Provinz Guanacaste gab es Funde.

Hergestellt wurden sie vermutlich durch Beschlagen und Schleifen mit Steinen, wie Bearbeitungsspuren erkennen lassen. Nahe der Kugeln hat man Zeugnisse aus präkolumbischer Zeit gefunden: bei manchen Keramik aus der Aguas-Buenas-Kultur (200 v. Chr.–600 n. Chr.); bei anderen Skulpturen vom Buenos-Aires-Polychrom-Typ aus der Zeit um 1000–1500 n. Chr. (gemeint ist Buenos Aires in der Provinz Puntarenas). Als Hersteller der Kugeln vermutet man die Vorfahren der Boruca.[1]

Die Altersbestimmung ist schwierig, besonders weil die allermeisten Kugeln von ihrem Fundort entfernt wurden und nun z. B. private Gärten zieren. Als Bestimmungsmethode hat man nur die mittelbare Methode der Stratigraphie, also die Untersuchung von Ausgrabungsschichten auf menschengemachte Spuren. An ihnen kann man nur die „letzte Benutzung“ der Kugeln abschätzen, aber nicht die Entstehungszeit — es sei denn, man fände die Bearbeitungswerkzeuge, um deren Alterszuordnung vorzunehmen.

Forschungsgeschichte

Entdeckt wurden die Steinkugeln sicher mehrfach; erhaltene Berichte gibt es aus dem 19. Jahrhundert. Die heutige Forschung nahm ihren Anfang in den 1930er Jahren, als die United Fruit Company den Dschungel rodete, um Bananenplantagen anzulegen. Arbeiter schoben die Kugeln mit Bulldozern beiseite und beschädigten sie; als Gerüchte aufkamen, in ihrem Inneren verberge sich Gold, wurden einige sogar mit Dynamit gesprengt. Nachdem die Behörden einschritten, wurden ein paar wieder zusammengefügt und ins Nationalmuseum von Costa Rica gebracht.

Die erste wissenschaftliche Untersuchung wurde kurz danach unternommen von Doris Stone, Tochter eines United-Fruit-Mitarbeiters. Durch ihre Veröffentlichung 1943 in der Zeitschrift American Antiquity[2] wurde Samuel Lothrop vom Peabody Museum of Archaeology and Ethnology der Harvard University auf das Thema aufmerksam.[3] 1948 auf Forschungsreise in Costa Rica traf das Ehepaar Lothrop auf Doris Stone, die persönliche Kontakte vermittelte und lohnende Grabungsorte im Diquis Delta zeigte.[4] Lothrops Forschungsergebnisse wurden 1963 in Archaeology of the Diquís Delta, Costa Rica veröffentlicht.

Trivia

Im Auftrag der Unesco wird untersucht, ob die Kugeln künftig als Welterbe gelten sollen.

Galerie

Siehe auch [Bearbeiten]