Tatzelwurm (Fabeltier)

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Tatzelwurmbrunnen in Kobern-Gondorf
Der Tatzelwurm aus Ulisse Aldrovandis „Serpentum et Draconum historia“ aus dem Jahr 1640
Tatzelwurm-Zeichnung aus dem Jahr 1841

Der Tatzelwurm oder Tatzlwurm ist ein alpenländisches Fabeltier, auch bekannt als Dazzelwurm, Praatzelwurm, Springwurm, Steinkatze, Stollenwurm, Beißwurm oder Bergstutzen, in der Gegend der französischen Alpen als Arassas. Er gilt als kleiner Verwandter von Drache und Lindwurm und soll vor allem im Alpenraum und im Alpenvorland vorkommen.

Der Name setzt sich zusammen aus Tatze, was je nach Zusammenhang Bein, Pfote oder Klaue bedeuten kann, und Wurm, was darauf hindeutet, dass es sich beim Tatzelwurm um einen „Halbdrachen“ mit einem schlangenartigen Unterleib und zwei prankenbesetzten Vorderbeinen handelt.

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Beschreibung

Der Sage nach werden diese Halbdrachen Wesen zwischen 50 und 200 Zentimeter lang und haben einen reptilienartigen Körper und einen Kopf, der an eine Raubkatze erinnert. Sie leben in Stollen und Höhlen, die sie selbst in den Felsen graben. Obwohl im Allgemeinen als relativ scheu beschrieben, gelten Tatzelwürmer auch als gefährlich und aggressiv und sollen Menschen und Tiere angefallen haben. Es heißt, wenn ein Tatzelwurm durch Sand krieche, werde der Sand zu Glas, was darauf schließen lässt, dass dem Fabeltier eine starke Hitzeentwicklung nachgesagt wird. Angeblich vermehren sich Tatzelwürmer nicht auf einem biologischen Weg, sondern entstehen ähnlich wie ein Basilisk: Ein Hahn legt ein schwarzes Ei in einen See, wo es von der Sonnenwärme ausgebrütet wird. Aus dem Ei schlüpft ein Tatzelwurm, der möglicherweise zu einem Lindwurm heranwächst.

Im Salzburgerland trägt der Tatzelwurm auch den Namen „Bergstutz“. Letzterer soll Giftzähne besitzen, bei deren Biss man auf der Stelle stirbt. Berichte über diese drachenartigen Fabelwesen liegen selbst noch im 20. Jahrhundert vor. Der österreichische Hofrat von Drasenovich erzählt, dass er selber eine Begegnung mit einem Tatzelwurm hatte. Ein etwa 50 Zentimeter langer Tatzelwurm soll ihn attackiert haben, und er konnte diesen nur mit einem Jagdmesser abwehren. Der verwundete Tatzelwurm soll dann in einer Erdspalte verschwunden sein.

Berühmt ist die Schweizer Sage von einem Tatzelwurm, der auf dem Berg Pilatus sein Unwesen trieb. Er fiel über Höfe her, verbrannte die Ställe und tötete das Vieh. Niemand wagte es, gegen diese gefährliche Kreatur zu kämpfen. Schließlich erklärte sich ein verurteilter Mörder namens Winkelried bereit, den Tatzelwurm zu töten, zur Belohnung sollte er seine Freiheit zurückbekommen. Winkelried nahm sein Schwert und spitzte die Äste eines dünnen Baumstamms. Dann näherte er sich der Höhle, in der das Biest wohnte. Der Tatzelwurm hatte den Mann bereits erspäht und griff ihn sofort an. Winkelried stieß der Kreatur den Dornenstamm ins offen klaffende Maul. Der Tatzelwurm krümmte sich vor Schmerz und wurde deshalb unvorsichtig. Winkelried nutzte die Gelegenheit und rammte sein Schwert in den Leib des Untiers, es schloss die Augen und fiel tot zur Erde nieder. Als der Held sein blutverschmiertes Schwert zum Sieg in die Höhe reckte, rann ein Tropfen des giftigen Blutes auf seine Hand. Ohne noch ein Wort hervorbringen zu können, brach der heldenhafte Kämpfer tot zusammen.

Verbreitung der Tatzelwurm-Sagen

Die Tatzelwurmsage ist in Südtirol sehr populär, so etwa in Eppan im Überetsch.[1] Im Bozner Stadtteil Gries fanden in den Jahren 1972–1974 drei Internationale Tatzelwurm-Volksmärsche statt.

In dem Museum „Haus der Natur“ in Salzburg war lange Zeit ein Platz für einen Tatzelwurm reserviert. Es fand sich jedoch keiner.

Nahe beim oberbayerischen Oberaudorf soll das menschenfressende Untier in der Gumpe (Strudeltopf) des Tatzelwurmwasserfalls hausen.[2], der Dichter Joseph Victor von Scheffel widmete diesem sagenhaften Drachen ein Gedicht.[3]

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