Die Stein-Alleen von Carnac


Das kleine Dorf Carnac in Frankreich hat nicht nur einen der schönsten Strände der Bretagne, es ikst auch durch seine zahlreichen prähistorischen Denkmäler als eine der wesentlichen Fundstätten für vorgeschichtliche Kultur bekannt. Kilometerlang ziehen sich Alleen mit mehr als 3000 unbehauenen Steinen hin, von denen manche direkt ins Meer führen.

Geometrische Figuren
Heute kann man das Vorhandensein weiterer tausender Menhire , die im Laufe der Zeit zerfielen, zum Hausbau verwendet wurden oder in den Wellen des Atlantiks versanken, nur ahnen. Diese verschwundenen Steine erschweren die Lösung eines Rätsels, dessen Ursprung im 6. Jahrtausend v. Chr. lag. Aus der Luft betrachtet scheint es nämlich, dass einige der großen und kleinen Megalithe riesige geometrische Figuren bilden. Exakte Dreiecke mit den Diagonalen von 107 Metern und den gleichen Seitenverhältnissen von 5:12:13 sind auszumachen. Wozu, das ist nicht bekannt. In jedem Fall drücken Dreiecke in der antiken Mythologie die Harmonie des Kosmos aus. Für die Kelten zeigen sie die drei Entwicklungsschritte alles Seienden, für Christen symbolisieren sie die Dreieinigkeit.

Höhere Mathematik
Der Archäologe Dr. Bruno Kremer bemerkte in der Zeitschrift „Naturwissenschaftliche Rundschau“ (Heft12/Jahrgang 37), dass „die einzelnen Ensembles nach festen Maßbezeichnungen errichtet wurden, die auf eine hochentwickelte Vermessungstechnik in der mittleren Steinzeit schließen lassen“. Bei derart korrekten Anlagen geht es um angewandte höhere Geometrie. Die Kugelgestalt der Erde ist dabei ebenso berücksichtigt worden wie Gradeinteilungen und astronomische Winkelmessungen.

Schnurgerade Linien
Über dem größten Menhir Europas, dem Er Grah bei Locmariaquer, 15 Kilometer von Carnac entfernt, haben der englische Archäologe Professor Alexander Thom (1894-1985) und sein Sohn Alexander S. Thom von der Universität in Oxford acht Linien entdeckt, die in die verschiedensten Richtungen führen, wobei die Linien stets schnurgerade über andere künstlich erstellte Steinanhäufungen ziehen. Eine dieser Linie beginnt zum Beispiel bei Trevas, zieht sich kurz die Küste entlang, überquert den Golf von Morbihan, kreuzt den riesigen Menhir und passiert auf einer Strecke von 16 Kilometern die Bucht von Quiberon. Die beiden Wissenschaftler meinen, dass in prähistorischen Zeiten all diese Landmarkierungen von der Spitze des mittlerweile zerborstenen (der Menhir wurde 1700 vom Blitz getroffen) 21 Meter hohen Steingiganten von Locmariaque gesehen werden konnten.

Bauern und Fischer
Vor rund 4000 Jahren lebten in der Gegend von Carnac, die Armorikaner, deren Vorfahren in den Cro-Magnon-Menschen, der ersten in Europa bekannten Rasse des Homo sapiens, zu suchen sind. Sie waren Bauern und Fischer und wagten sich mit leichten Booten aus Weidengeflecht auf das offene Meer.
Wie konnten sie also –mathematisch korrekt angeordnet – Tausende von mächtigen Steinsäulen errichten, den 348 Tonnen schweren Koloss von Locmariaquer transportieren und nach vorher durchdachten Plänen großflächige Dreiecke in die Landschaft stellen ?

Technische Intelligenz
Kaum wahrscheinlich, dass zauberkundige Priester die schweren Lasten telekinetisch durch die Kraft ihrer Gedanken bewegt oder 3000 Menschen die Kolosse auf Rollen durch die unebene Landschaft transportiert haben. Oder sind die Erbauer der gewaltigen Denkmäler gar nicht der Steinzeit-Epoche zuzuordnen? War eine technische Intelligenz am Werk, die aus dem Weltall kam? Fest steht, dass einige der Großstein- und Ganggräber, die man in Carnac fand, jüngeren Datums sind und dass die Naturdenkmäler aufgrund der dort gefundenen Opfergaben heilig waren.

Geister und Spukgeschichten
Die Steine vin Carnac und der übrigen Bretagne sind kein isoliertes Phänomen. Tausende finden sich überall in Europa, aber auch in Afrika, im Norden bis weit in den Süden nach Gambia und Senegal hinein. Um sie ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden. Häufig werden Menhire mit Geistererscheinungen und anderem Spuk in Verbindung gebracht. Manche der Megalithe gelten als verzauberte Wesen, die zu bestimmten Zeiten tanzen und sich zu einem nahe gelegenen Fluss bewegen, um dort zu trinken. Für zeitgenössische Mystiker verbinden sich an den alten Steinen kosmische Kräfte mit den Energien der Erde und schaffen universelle Kraftzentren, deren Wirkung sich positiv oder negativ bemerkbar machen kann. So viele Erklärungsversuche man für das Entstehen und den mystischen Hintergrund der Kultobjekte entwickelte – Ursprung und Zweck liegen vermutlich noch lange im Dunklen.

Vorgeschichtliche Zeugen aus Stein
Megalithe sind bis zu 21 Meter hohe und bis zu 350 Tonnen schwere, künstlich aufgerichtete Steine, die meist in geometrischen Formen (Dreiecke, Kreise) angeordnet sind. Um Megalithe aufzustellen, musste vorher ein Loch gegraben werden, in das dann der Stein hineingekippt wurde. So lautet die Klassische Erklärung der Archäologie.
Menhire sind einzeln in der Landschaft stehende Megalithe, die nicht selten eingehauene Bildzeichen tragen wie Schlangen, Äxte oder geometrische Figuren. Der große Menhir von Locmariaque bei Carnac bei 21 Meter hoch und wog 348 Tonnen 40 Tonnen mehr als ein vollbesetzter Junbo-Jet. Seine Bedeutung ist rätselhaft.
Dolmen ist der bretonische Begriff für Gräber. Aus quergestellten Steinen wurde ein Kammer gebildet. Meist liegt als Dach ein flacher Stein darüber, so dass Dolmen einem riesigen Tisch ähneln. Oft haben solche Gräber noch eine Vorhalle.